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Eine Tür öffnet sich. „Ihr könnt reinkommen.“ Wir erheben uns von einer kalten Bank und betreten unseren Bandraum. Es riecht etwas muffig, doch sobald wir die Fenster geöffnet haben, geht es viel besser.

Man hört leise Geräusche eines Weihnachtsmarktes, ein bisschen Glühweingeruch kommt herein. In den zwei Ecken des halbkreisförmigen Raumes hängen Musikboxen, um den Gesang durch das Mikrofon zu verstärken. Gegenüber der Tür steht eine große Tafel mit Notenlinierung sowie ein paar Notenständer, eine Elektrische Orgel und ein Keyboard. Von den Decken hängen lange graue Vorhänge herunter. Jeder geht an seinen Platz zu seinem Instrument. Während die Gitarristin ihre Gitarre stimmt, gehe ich zu meinem Schlagzeug und stelle es für meine Größe ein, damit ich gemütlich spielen kann, indem ich an verschiedenen Schrauben drehe und Stäbe verlängere oder verkürze.

Der Bandraum befindet sich in der 841 Jahre alten Eigelsteintorburg am Rande der Altstadt. Dort bezog 1995 die Offene Jazz Haus Schule das ungenutzte Gebäude. Teilweise werden die zentralen Räume auch für beispielsweise Hochzeiten und so weiter vermietet. Meistens proben bis zu sechs Bands gleichzeitig in verschiedenen Räumen. Doch da das Gebäude ziemlich massiv ist und die Türen dicker gebaut sind, hören sich die Bands gegenseitig nicht.

Jeden Freitag um 17 Uhr trifft sich die Band des Reporters im Raum sechs, um zu üben. Heute waren wir zu fünft inklusive unserem Bandleiter Pablo Paredes. Als nächstes ist das Mikrofon dran, unsere Sängerin soll laut und deutlich das Mikro testen, während Pablo am Mischpult steht und versucht, ein Signal des Mikros zu bekommen. Schließlich hört man die Stimme laut und deutlich. Dann können wir anfangen, unser Lied „Hunger Strike“ zu üben. Der Bassist fragt nochmal kurz, wie die scheinbar komplizierte, aber doch einfache Akkordabfolge geht. Dann fangen wir an. Hin und wieder fliegt mal einer raus, doch da ich im gleichen Rhythmus weiterspiele kommen sie schnell wieder rein, und alles klingt wieder super. Dann wollen wir mal eine Aufnahme machen, um zu überprüfen, ob alles richtig ist. Hierbei dient sie als Spiegel, wo wir sehen, was wir noch verbessern können. Hier und da merke auch ich, wo ich einmal aus dem Rhythmus gekommen bin. Nach einer Stunde heißt es dann, endlich oder leider, „Ihr seid entlassen!“ Jeder packt alles zusammen, schaltet die großen Verstärker aus und räumt die Instrumente in den Schrank. Ich soll noch kurz den wartenden Jugendlichen vor der Tür Bescheid sagen, dass sie reinkommen können. Auf meinem Weg nach draußen über die steile kalte Betontreppe sehe ich, dass überall Leute herumstehen und auf etwas warten. Nun heißt es ab nach Hause, denn es ist schon nach 18 Uhr.