Der Haushaltsentwurf sieht zahlreiche Kürzungen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit vor. Besonders stark betroffen sind auch die Kulturpädagogischen Facheinrichtungen – darunter die Offene Jazz Haus Schule. Neben insgesamt 10 Stellen, die wegfallen sollen, werden die Einrichtungen zusätzlich bedroht durch die Kürzung der Integrationsmittel sowie die Streichung des Strukturförderfonds und des Ferienhilfswerkes. Einzelnen Facheinrichtungen droht durch die Kürzung in Höhe von bis zu 50% der Förderung das Aus.
Doch durch diese Kürzungen gehen der Stadt auch Millionen an Drittmitteln verloren, die bislang durch die geförderten Stellen eingeworben wurden. Besonders stark betroffen von den im Haushaltsentwurf vorgesehenen Kürzungen sind die Kulturpädagogischen Facheinrichtungen, von denen es in ganz Köln gerade mal elf gibt. Eine im Verhältnis kleine Zahl für eine Millionenstadt. Diese elf Einrichtungen erreichen mit einem enormen Einsatz pro Jahr bis zu 47.000 Kinder und Jugendliche. Somit leisten sie eine bedeutende Arbeit nicht zuletzt in den Bereichen der Demokratie- und Meinungsbildung. Die Einrichtungen können bereits jetzt den Bedarf nicht decken und kämpfen mit steigenden Kosten.
Wegfallen sollen unter anderem insgesamt 10 Stellen
2020 wurde die Förderung der Kulturpädagogischen Facheinrichtungen um eine halbe Stelle pro Einrichtung aufgestockt. Als Ergebnis stieg die Zahl der erreichten Kinder und Jugendlichen um 50% an — und das trotz Corona! Eine Hauptaufgabe der zusätzlichen Stellen lag in der Akquise von Drittmitteln und in der Koordination damit ermöglichter Zusatzprojekte. Dadurch steigerten diese Zusatzstellen nicht nur die Anzahl der erreichten Kinder und Jugendlichen, sondern auch die der eingeworbenen Drittmittel und der Projekte — und zwar um 70%. Diese Stellen sollen jetzt gestrichen werden. Darüber hinaus gestrichen werden soll auch der Strukturförderfond, mit dem die Einrichtungen die Kostensteigerungen aufgrund der Tarifsteigerungen mit abfangen konnten. Auch weitere Kürzungen, wie bspw. die Streichung des Ferienhilfswerkes und der Integrationsmitte, treffen die Kulturpädagogischen Einrichtungen. So entstehen bei einzelnen Akteuren Kürzungen in Höhe von bis zu 50% der städtischen Mittel. Das ist existenzgefährdend.
Durch die Kürzung gehen der Stadt Millionen verloren
Die Stadt würde durch die Streichung der 10 Stellen jährlich 400.000 Euro einsparen: Das entspricht rund 0,1% des erwarteten städtischen Defizits für 2025 – das hilft der Stadt also relativ wenig. Im Gegenteil: Köln verlöre durch diese Streichung jährlich rund anderthalb Millionen Euro – denn diese Summe an Drittmitteln konnten durch diese Stellen alljährlich zusätzlich eingeworben werden. Die Kulturpädagogischen Einrichtungen haben allein 2023 zusätzliche Mittel in Höhe von 3.885.000 Euro eingeworben: Geld, das direkt in die Arbeit mit Kölner Kindern und Jugendlichen fließt – und Geld, von dem ein großer Teil durch die Streichung zukünftig verloren ginge. Erst vor kurzem wurde bekannt, dass z. B. LATIBUL aus Bundesmitteln 11,6 Millionen Euro Unterstützung für den Bau von einem festen Gebäude erhält. Die Summe könnte die Einrichtung in die Stadt bringen, wenn sie in der Lage bliebe, weiterzuarbeiten.
Die Kürzungen zu spüren bekommen werden in erster Linie Kinder und Jugendliche in benachteiligten Sozialräumen. Besonders in Zeiten von multiplen Krisen, gesellschaftlicher Entfremdung und Spaltung, in einem transkulturellen Miteinander braucht eine Stadt wie Köln Orte, an denen junge Menschen sich zeigen, ausdrücken und ausprobieren können. Demokratie braucht Begegnung, Austausch und Miteinander. Demokratie braucht Orte der Kulturellen Bildung!
Die Kulturpädagogischen Facheinrichtungen wurden nach der Corona-Krise verzweifelt gerufen, weil Kinder und Jugendliche enorme Defizite hatten – physisch wie psychisch. Sie wurden gerufen, als viele Geflüchtete zu uns kamen, um die Menschen aufzufangen. Dies zeigt klar und deutlich: Kulturelle Bildung ist kein Nice-to-have – sie ist ein Muss. In diesem Bereich zu kürzen ist fahrlässig und zu kurz gedacht.
Köln bleibt sozial?!
Wir demonstrieren! Am Mittwoch, 11. Dezember 2024 um 10:30 Uhr am Ottoplatz in Köln Deutz. Trage gelb/orange/rot. Wir brennen!
Hintergrundinformationen
Zu den betroffenen Kulturpädagogischen Facheinrichtungen gehören:
- JFC Medienzentrum
- Jugendkunstschule Rodenkirchen
- Kölner Spielecircus
- Kölner Spielewerkstatt und Malraum
- LATIBUL Theater- & Zirkuspädagogisches Zentrum Köln
- Mukutathe Werkstatt für Musik, Kunst, Tanz, Theater e. V.
- Offene Jazz Haus Schule
- Roots&Routes Cologne
- Theater ImPuls
Die elf Kulturpädagogischen Facheinrichtungen wurden 2024 von der Stadt Köln mit 1.415.000 Euro gefördert. Die Streichung der genannten Stellen bedeutet eine Kürzung je nach Träger zwischen 28% und 50%. Die verbleibenden Stellenkontingente wurden seit Jahren nicht erhöht und decken inzwischen nur noch einen Bruchteil der realen Ausgaben ab.